Russellhaltung braucht Humor
Egal, welche Farbe ein Russell hat, begegnen sie Hinterlassenschaft von anderen oder artgleichen Lebewesen, verwandeln sie sich gerne in braune und erbärmlich stinkende kleine Monster, die man am liebsten nie wieder anfassen möchte.
Ein Russell ist jedem fremden Menschen gegenüber aufgeschlossen, besonders liebt er Fremde mit weißen Hosen, Pelzmäntel oder solche, die gemütlich auf Picknickdecken sitzen und womöglich noch Essbares dabei haben. Das entschuldigende Lächeln und den Satz: „Das hat er ja noch nie gemacht.“ sollte man als Besitzer häufig vor dem Spiegel üben, um stets glaubhaft zu wirken und somit den erbosten Beschimpfungen des Gegenübers etwas Wind aus den Segeln zu nehmen.
Ein Russell würde niemals betteln, er schafft nur durch herzzerreißende Blicke und, wenn nötig, lautstarkem Protest an, dass er gefälligst auch etwas ab haben möchte von dem, was der Zweibeiner gerade isst. Manchmal auch einfach nur, um sich davon zu überzeugen, dass er das Essbare eigentlich für völlig widerlich erachtet und es aus diesem Grund im hohen Bogen wieder ausspuckt. Ganz anders verhält sich dies natürlich außerhalb der Wohnung, dort können Hinterlassenschaften nicht stinkig genug sein und Tiere niemals zu vergammelt, um sie sich selbst einzuverleiben. Terrier sind eben wählerisch.
Die Pfoten der Russells sind klein und von kompakter Form. Durch ihren schnellen, nahezu schwebenden Gang schaffen sie es deshalb perfekt, nach getaner Arbeit (in Form von Mäuselöchern buddeln o.ä.) diese Pfotenform auf sämtlichen Kleidungsstücken, hellen Fliesen oder gar Einrichtungsgegenständen zu hinterlassen.
Der Russell verfügt über eine enorme Sprungkraft. Diese macht ihn zum optimalen Sportbegleiter, vor allem, wenn es darum geht fremde und hauseigene Sofas, Eckbänke oder Küchentische zu erreichen. Auch im eigenen Haus sorgt er stets für die Belustigung seiner Mitbewohner, wenn er bewiesen hat, dass kleine Hunde durchaus in der Lage sind, die Küchenarbeitsplatte zu erreichen, wenn sich dort eine angemessene Belohnung für diese durchaus große Herausforderung befindet. Sollte man seinen Vierbeiner bei so einer Aktion erwischen, so empfiehlt es sich, in die dunklen mandelförmigen Augen zu blicken, den leicht schuldigen Blick zu akzeptieren und sich in einem stillen Moment zu fragen, warum man sich die Anarchie ins Haus geholt hat.
Ein Russell ist durchaus in der Lage hervorragende Zusammenarbeit mit dem Menschen an den Tag zu legen, bietet sich jedoch etwas interessanteres (Blatt, Grashalm, Baum), so kann diese Konzentration schneller wieder weg sein, als sie da war.
Der Russell ist eine überaus intelligente Rasse, sie weiß, wie man Zweibeiner dazu erzieht, das zu tun, was der Russell als korrekt erachtet.
Trotz tierärztlich nachgewiesener, uneingeschränkter Hörfähigkeit kommt es gelegentlich vor, dass der Russell für bestimmte Dinge einfach taub ist. Versucht man es jedoch, möglichst unauffällig die Leckerlis von einem Ort zum anderen zu bewegen, so ist man erstaunt darüber, dass der Russell auch durch 5 Wände dieses Geräusch vernimmt.
Russells können leise spielen, sie sehen darin nur keinen Sinn.
Russells schaffen es überall aufzufallen. Wenn sich über längere Zeit keiner verzückt über diese süßen weißen Wesen gezeigt hat, dann schaffen sie es durch lautstarkes Gekläffe, die nötige Aufmerksamkeit zu bekommen – lieber negative Aufmerksamkeit als gar keine.
Ein Russell ist kein Russell, denn schließlich ist mit nur einem Vertreter dieser wunderbaren Rasse nicht ausreichend sicher gestellt, dass man es einmal schafft, eine Woche wie ein normaler Hundebesitzer zu verbringen.
Russells sind kleine und kompakte Hunde, wenn sie jedoch den Vierbeinantrieb einschalten, sollte man einen guten Chiropraktiker kennen oder aber ausreichend im Fitnessstudio die Oberarmmuskulatur trainiert haben.
Ein Russell ist der perfekte Hund für Menschen, die gerne den Teufel an die Wand malen: Genau so wird es kommen! Garantiert! Versprochen.
Achso, Russells sind für die Fuchsjagd gezüchtet. Das heißt aber nicht, dass sie zu jeder anderen Beute „Peace“ sagen, denn man muss ja in der Übung bleiben, um irgendwann dann doch mal den perfekten Fang zu machen.
Wenn man sich einen Russell zulegt, so kommt man mindestens einmal in die Situation, in der ein wildfremder Mensch auf einen quietschend zusteuert, sich auf den Boden setzt und die verzückten Worte: „Mein Gott, bist du aber ein Süßer!“ äußert. Häufig passiert dies in rasender Geschwindigkeit und als Besitzer bleibt einem dabei kaum Zeit zu reagieren. Schön, dass man sich gelegentlich auf den Russell verlassen kann und er durch lautstarkes Gekläffe dem Fremden antwortet: „Ich süß. Vergiss es!“ und man somit mit einem breiten Grinsen von dannen ziehen kann. Bereits Kinder lernen, dass man nicht ungefragt fremde Hunde streichelt, Russells wissen das und sorgen notfalls auch dafür, dass Erwachsene sich an diese Regel erinnert fühlen.
Russells sind klein, süß, weiß und stets zum Blödsinn machen bereit. Manchmal vermutet man den Teufel in ihnen, ehrlich! Wenn sie dann aber angeschmiegt, gleichmäßig atmend und vollkommen selig neben einem schlafen, so verzichtet man gerne darauf, sich zu bewegen, schließlich möchte man nicht Gefahr laufen, durch eine minimale Bewegung aus diesem Engel wieder die Ausgeburt des Teufels zu machen.
Zusammengefasst: Für diese Rasse braucht man Humor, aber es gibt keine liebenswerte Rasse als den Russell...