Login
Trächtigkeitstagebuch C-Wurf - Leser

Die Geburt

Mo 01 Aug 2016
von Jennifer Wolff

Jede Geburt ist irgendwie anders, man kann sich nie darauf vorbereiten, was nun kommen wird. Durch viel Kontakt zu anderen Züchtern hatte ich auch viele Geschichten gehört, die einfach wirklich nicht gut ausgegangen sind. Das Problem dabei ist wirklich, dass man dann weiß, was alles schief gehen kann. Aber mein oberstes Gebot war immer: Ruhig bleiben, damit man die Hündin unterstützen kann und: Wenn es der Hündin schlecht geht, dann wird sofort gehandelt.

Glücklicherweise kann ich behaupten, dass ich meine Hunde sehr gut kenne und bisher immer relativ gut eingeschätzt habe, wie es ihnen geht. Dieses Bauchgefühl ist mir sehr viel wert und ich bin froh, dass ich es habe. Und wie man sehen wird, hat es mir auch in dieser Nacht wieder geholfen...

Aber fangen wir doch mal von vorne an. Berry wurde am 11. Tag der Läufigkeit das erste Mal gedeckt, also relativ früh (Phoebe hatte immer am 13. Tag ihren Eisprung). Leider konnte ich durch die Pfingstfeiertage und die 1000 km zwischen Rüden und Hündin den Eisprung nicht genau vorhersagen lassen, ich plante aber von Beginn an mehrere Tage in Eckernförde ein. Wir deckten an drei aufeinanderfolgenden Tagen und am vierten fuhren Berry und ich wieder nach Hause. Im Grunde alles prima, dennoch kann man natürlich nun im Nachhinein nicht sagen, wann die Befruchtung stattgefunden haben könnte und man mit der Zählung beginnt...

 

Wir saßen bereits Sonntag Abend (Tag 61 nach dem ersten Decktag, aber erst Tag 59 nach dem 13. Tag der Läufigkeit) schon erwartungsfroh um die Beere herum. Sie war auch bereits zwei Tage zuvor sehr ruhig und „in sich gekehrt“. Das freut mich ja dann immer sehr, denn das heißt, dass die Hündin sehr gut vorbereitet, was eine angenehmere Geburt verspricht. Doch auch am Montag geschah nichts. Wir warteten jeden Moment darauf, dass die Beere anfängt zu hecheln, aber nix. Also gingen wir um halb zehn alle ins Bett. Um zwölf weckt mich Andi: „Sie hechelt.“ Ok, alles klar, es geht also los.

Alle gingen ins Wohnzimmer, Milow und Phoebe wurden hinter dem Gitter aufs Sofa und ins Gästebett geschickt und durften dort weiterschlafen, Andi und ich platzierten uns vor der Wurfkiste, in die Berry auch sofort absolut freiwillig und freudig einzog. Um 0:26 Uhr kam die erste Presswehe, ich war ganz überrascht, dass die Zeit des Hechelns diesmal nur so kurz andauerte, aber hier sieht man wieder: Jede Geburt und jede Hündin ist einfach anders. Um 0:39 Uhr war der erste Welpe da, dunkelgrünes bis schwarzes Fruchtwasser, eine fast schwarze Plazenta – kein schöner Anblick, aber eines war schnell klar: Dieser Welpe war schon länger tot. Leider machten wir in diesem Moment einen groben Fehler, denn wir nahmen der Beere den Welpen nicht weg. Kurz nach der Geburt hätten wir die Möglichkeit gehabt, aber irgendwie schaltet man in diesen besonderen Momenten doch erst etwas später. Somit kümmerte sich Beere um den kleinen Rüden und versuchte es, ihn mit allen Mitteln zum Leben zu erwecken. Erst nach 1 ½ Stunden gelang es uns, den Welpen heimlich verschwinden zu lassen...

 

In dieser Zeit hatte die Beere aber keine einzige Wehe gehabt...

Etwas nervös wurden wir dann schon, wir setzten uns wieder zu ihr in die Wurfkiste und streichelten sie. Sie hechelte fleißig weiter, aber von Wehen war eben nichts zu sehen. Nach zwei Stunden ein Anruf in der Tierklinik, der ergab, wir sollten ihr noch eine Stunde Zeit geben, die Abstände zwischen den Welpen können schon mal etwas größer sein. Ok, also sah ich mir das noch einige Minuten an, aber Berrys Augen sagten mir: „Ich kann nicht mehr!“ Als ich dann versuchte, sie zu einem kleinen Spaziergang zu bewegen (Bewegung fördert ja Wehen), merkte ich aber, dass der Akku des Hundes trotz Traubenzucker und Calcium-Ampullen völlig leer war. Deshalb nach 40 Minuten der Anruf in der Tierklinik:

„Hund kann nicht mehr, wir kommen!“

Normalerweise braucht man nach Oberhaching in die Tierklinik etwa 35 bis 40 Minuten. Wir brauchten 23. Dort angekommen, wurde zunächst Blut genommen und ein Röntgenbild und Ultraschallaufnahmen gemacht. Zwei Welpen waren noch drinnen, keiner im Geburtskanal, beide weit entfernt, aber mit einer Herzfrequenz von 166 noch deutlich fit. Schließlich bekam die Beere eine Infusion, um ihre Reserven wieder etwas aufzufüllen und sie fühlte sich in der Box mitten im Behandlungsraum gar nicht so unwohl, wie ich es befürchtet hatte. Im Gegenteil, sie ruhte sich aus und fing dann schließlich nach zehn Minuten Infusion auch wieder mit wühlen und leichten Wehen an. Aber ich merkte schnell, dass diese nicht genügen würden, um einen Welpen herauszupressen, sie waren einfach zu schwach. Nach langem Ãœberlegen und hin und her entschieden wir uns um 6:10 Uhr noch einmal die Vitalwerte der Welpen zu überprüfen. 

Das Ergebnis war leider nicht so, wie erhofft...

Da Berry bereits Wehen hatte, war der Schall nicht so einfach, wie man sich das wünschen würde, durchs Hecheln entstanden viele Verwacklungen und wir bekamen nur schwer ein Bild von einem der Herzen, aber es war auch mir schnell klar: Das schlägt deutlich langsamer als bei Ankunft in der Klinik. Schließlich kamen wir auf einen Näherungswert von 100 Schlägen in der Minute – deutlich zu wenig für einen Welpen im Mutterleib, die Kleinen mussten so schnell wie möglich da raus und langsam war auch Berry in Gefahr... Deshalb entschieden wir schnell: Es sollte eine Gabe von Oxytocin verabreicht werden, wenn zehn Minuten später keiner der Welpen da sei, dann würden wir einen Kaiserschnitt vornehmen lassen müssen. Also begann mit der Spritze die Uhr zu ticken...

Der Unterschied ist deutlich zu sehen - auch das Fell von Cini Mini war auch zuhause noch nicht abgetrocknet...

Scheinbar war die Beere mehr als erleichtert über diese Hilfestellung, denn keine zwei Minuten später schoss Welpe eins aus ihr heraus und direkt hinten dran Welpe Nummer zwei. Wir waren vollkommen erleichtert, aber die Kleinen waren extrem schlapp und wir mussten ordentlich rubbeln, damit der Kreislauf in Schwung kam. Auch für die beiden war diese Geburt sehr sehr anstrengend und kräftezehrend, das merkte man deutlich. Danach ging alles ziemlich schnell, denn die beiden begannen sofort zu trinken und Berry war vollkommen im Glück. Pünktlich vor der Visite konnten wir der noch leeren Klinik entschwinden und fuhren nach Hause.

Die Geburtsgewichte lagen bei 90 Gramm und 115 Gramm, wir tauften die beiden auf Cini Mini und Canela – zwei Zimtschnecken sollten die C-Fraktion übernehmen, wir blieben unseren „würzigen“ Hunden also wieder treu... Von Beginn an hatte ich Angst um Cini Mini, denn sie war deutlich kleiner, schwächer und auch etwas unkoordiniert in ihren Bewegungen. Jetzt erklärt sich, warum ich zu Beginn von den Decktagen gesprochen habe: Es kommt natürlich vor, dass Eizellen in der Hündin erst später befruchtet werden und diese dann zum Zeitpunkt der Geburt weniger weit entwickelt sind als die anderen Welpen. In meinen Augen traf dies auf Cini Mini zu, denn es gab eigentlich keinen Grund, warum bei drei Welpen eine so extrem klein ist...

Cini Mini

Nun möchte ich nicht unseren gesamten Kampf um Cini Mini hier darstellen, aber eines bleibt gesagt: Wir haben alles Menschenmögliche getan, um dieser Zuckerschnute ins Leben zu helfen, doch sie war einfach zu schwach und starb am darauffolgenden Tag um 14 Uhr in meiner Hand... Es war ein grausamer Moment, aber leider ist das etwas, das zum Züchten dazu gehört, denn man schenkt nicht nur Leben, man wird häufig auch mit dem Tod konfrontiert.

Canela, Beere und der Eisbär

Doch die kleine Canela zeigte von Beginn an einen Lebenswillen, der kaum zu beschreiben ist. Sie nimmt fleißig zu und morgen wird sie schon zwei Wochen alt. Wahnsinn... Wir freuen uns riesig für Berry, dass ihr zumindest ein Welpe geblieben ist, alles andere wäre wirklich ein Drama gewesen. Nun heißt es tolle Besitzer für unser Einzelstück zu finden. Ich bin sehr traurig darüber, dass aus dieser tollen Verpaarung nur ein Welpe entstanden ist, aber vielleicht gewährt uns Yonna ja noch einmal Unterschlupf in Eckernförde ;-)

Zurück

Kommentar von Hans-Gerd Pütz |

Hallo Ihr Lieben
Inge u. Ich sind begeisterte Spicy Freunde.
Als ich gelesen hatte was mit dem kleinen Stümpen los war, habe ich sofort Reiki-Lebensenergie an die Kleine gesendet. Da war es aber schon nach 16Uuhr, also zu spät.
Normalerweise habe ich dann ein deutliches Bild vom Empfänger.Lieder war es nicht so. Ich habe nur die Decke/Handtuch gesehen,das machte mich schon stutzig.
Es kam kein Kontakt zu Stande.
Später habe ich dann die traurige Nachricht gelesen.
Es macht mich traurig,dass ich nicht früher gelesen habe.
Wir hatten sowas auch mal vor Jahren und fühlen mit Euch.
Einer ist Euch geblieben und Mütterchen geht es ja gut,erfreut Euch daran.

Viele liebe Grüße
Hans-Gerd Pütz

Antwort von Jennifer Wolff

Lieber Hans-Gerd, 

vielen Dank für deine lieben Wünsche. Es ehrt mich sehr zu hören, dass ihr so mitgefiebert habt, ich hatte bei deinem Text Tränen in den Augen. Vielen Dank für die Kraft, die ihr der Kleinen schicken wolltet. 

Bitte grüße auch Inge ganz lieb von uns. 

Russellige Grüße von allen Spicy Jumpers. 

Jenny 

Einen Kommentar schreiben
© All rights reserved