Probiers mal mit Gemütlichkeit
Man hört ja nicht selten davon, dass die Russells eine völlig überdrehte Rasse sind. Wahrscheinlich aus diesem Grund wird mir häufig von Fremden, die ich auf Spaziergängen treffe, gesagt, dass meine drei Vertreter ja wohl eher von der ruhigen Sorte sind. Jein. Russells sind Raketen, soviel ist klar. Ein Couchpotatoe hat mit diesem Hund definitiv keinen Spaß, aber genau aus diesem Grund müssen sie von Beginn ihres Lebens an lernen, dass man auch mit Ruhe und Gelassenheit durchs Leben gehen kann.
Bei unseren Welpen achten wir strikt darauf, dass sie genügend Ruhe bekommen und somit ihre so nötige Impulskontrolle im Schlaf aufladen und die gemachten Eindrücke verarbeiten können. Nur so kann lernen stattfinden und sie können erfolgreich in ihr Leben bei ihren Besitzern starten. Als ein wichtiges Werkzeug habe ich dafür die sogenannte "Konditionierte Entspannung" kennenlernen dürfen.
Bei unserem A-Wurf habe ich bereits ein Entspannungskommando mit den Welpen aufgebaut und die neuen Besitzer waren dankbar für dieses durchaus gut anzuwendende Hilfsmittel und auf mein Nachfragen, wie es bei ihnen läuft, kam häufig der Satz: "Bei uns ist alles eaaaaasyyyyy."
Beim B-Wurf haben wir zusätzlich dazu noch die konditionierte Entspannung mit einem Geruch verknüpft. Als Züchter bietet sich die einmalige Gelegenheit mit dem "Rund-um-sorglos-Paket" der Wurfkiste einen Geruch zu verknüpfen, der bei den Hunden (wenn richtig angewendet) eine entspannte Grundhaltung auslöst. Unser B-Wurf hat zusätzlich noch ein Schlaflied bekommen, das ich stets zum einschlafen genutzt und zugegebenermaßen auch in "Notsituationen" eingesetzt habe. Denn es kommt nun doch immer wieder vor, dass die Welpen außer Rand und Band sind und dann ein bisschen Lavendelduft und ein nettes Lied und Welpi segelt hinab in den seligen Schlaf.
So manch ein Besucher war auch schon enttäuscht, wenn die Welpen in den ersten Wochen nach wenigen Wachminuten wieder einen Platz zum Schlafen gesucht haben oder gar nicht aufgewacht sind, obwohl doch Besuch da war. Hier bin ich auch rigoros, denn wenn ein Welpe freiwillig versucht, Schlaf zu finden, dann werde ich nicht krampfhaft versuchen, dass er wach bleibt, das wäre ein erster Schritt in die falsche Richtung und den möchte ich den neuen Besitzern nicht schon mit ins Paket packen.
Man wächst mit seinen Aufgaben
Hier ein kleiner Einblick in die Prägung unserer Welpen, die während der Aufzucht bei uns zu Hause stattfindet. Dieser Teil ist für uns der Wichtigste. Zu Beginn übernimmt die Hündin alle Aufgaben in der Aufzucht, wir sind nur fürs Waschen, Putzen und Mutterhündin bespaßen verantwortlich. Anschließend folgt eigentlich der schönste Teil für uns - die sogenannte Prägungsphase. Viele Aufgaben sind fast so selbstverständlich, dass man sie kaum erwähnen muss. Andere haben wir uns überlegt, um auch die Welpenbesitzer im weiteren Leben der Kleinen optimal unterstützen zu können, da wir auch schon bei uns Tendenzen in Reaktion und Verhalten feststellen und somit die neuen Besitzer für den Charakter ihres Hundes sensibilisieren können. Bei uns steht eine gewissenhafte Aufzucht absolut im Vordergrund - eine frühe Förderung der Welpen ist ein lebenlang spürbar, denn sie ist bei richtiger Dosierung u.a. dafür zuständig, wie stabil das Nervenkostüm der Hunde sich ausbildet. Im Folgenden nur ein kleiner Einblick in all das, was wir den Welpen bei uns anbieten. Schauen Sie ruhig auch bei unseren bisherigen Würfen einmal vorbei, dort finden Sie weitere Informationen und Videomaterial.
Challenge Welpenauslauf
Der Welpenauslauf wächst bei uns Stück für Stück. Die Welpen haben zu Beginn nur einen kleinen Teil davon zur Verfügung, den sie langsam entdecken. Hierbei zeigte sich deutlich, dass der Radius nicht sehr groß ist, die Welpen entfernen sich nur sehr langsam und in kleinen Kreisen von der Wurfkiste um nach kurzer Zeit wieder dahin zurück zu kehren, um die gewonnen Eindrücke im Schlaf zu verarbeiten. Täglich werden Kleinigkeiten verändert: Es kommt neues Spielzeug hinzu, die Untergründe wechseln, das Körbchen wurde dazu gestellt, es werden Decken über das Gitter gehangen usw. Hiermit wollen wir die Welpen auf veränderte Situationen vorbereiten: Man kann sich auch an ungewohntes herantrauen und dies entdecken. Schon sehr früh versuchen die Welpen, sich von ihrem gewohnten Schlafplatz zu entfernen und einen Platz für ihre Geschäfte zu finden. Bereits bevor die Kleinen die Augen öffnen, kann man Krabbelbewegungen erkennen, die vor der Erledigung des Geschäfts vollzogen werden. Im letzten Wurf hat sich bewährt, dass wir unser Grasklo etabliert haben, welches von Woche zu Woche weiter weg vom Schlafplatz aufgestellt wird. Von Phoebe wurde dieses auch gerne mal anderweitig genutzt ;-)
Challenge Garten
Den ersten Gartenausflug haben die Welpen unseres A-Wurfes mit 34 Tagen gemacht. Dies ist auch dem Wetter zu verschulden, da es zwar lange warm war (Danke lieber Frühling, dass du so früh in diesem Jahr gekommen bist), aber ein wirklich fieser Wind ging. Da ich kein unnötiges Risiko eingehen wollte, habe ich gewartet, bis ein wirklich traumhafter Tag gekommen war um die Welpen das erste Mal in den Garten zu entlassen. Dort war zunächst einmal alles sehr ungewohnt, aber als die Welpen merkten, dass Mama Phoebe und der "Babynator" Milow sich völlig entspannt verhielten, fingen sie sehr zielsicher an, alles zu entdecken. Vor den Gittern über unserem Kellerschacht hatte keine der Kleinen auch nur ein bisschen Angst. Die vorbeifahrenden Autos, Fahrräder, Roller und Motoräder wurden zwar vereinzelt wahrgenommen, sorgten aber nicht für große Unruhe. Es wurde gespielt und schließlich auf dem Schoß gekuschelt. Die B-chen durften bereits eine Woche früher in den Garten und man merkte bei ihnen deutlich, dass sie noch jünger waren. Nur verhalten verließen sie das gewohnt Körbchen, ansonsten schnupperten sie fleißig und kuckten gespannt auf das, was ihnen die Welt nun zu bieten hatte.
Ab einem Alter von 5 Wochen dürfen die Kleinen natürlich immer wenn es geht einen Ausflug in den Garten machen. Auch hierbei folgen wir wieder einer ähnlichen Linie wie beim Welpenauslauf. Die Welpen werden im Garten ständig auf Veränderungen treffen - die Geräte stehen anders, es werden neue Reize durch Flatterbänder, herumliegende Flaschen oder ähnliches geschaffen. So sollen sie möglichst flexibel bleiben und sich unerschrocken auf Neues stürzen.
Challenge Geräusche
Da die Welpen bei uns im Wohnzimmer und in der Küche aufwachsen, bekommen sie von Beginn an eine Vielzahl an Geräuschen mit. Ob das die normalen Alltagsgeräusche sind, die vorbeifahrenden Autos, die Nachbarskinder oder auch mal die Geräusche, die unsere "Großen" so von sich geben. Zunehmen versuchen wir unseren Alltag ganz normal zu gestalten und somit wachen die Welpen bald nicht mehr vom Lärm des Thermomix' auf und kennen es von ihrer dusseligen Züchterin, dass gelegentlich Haushaltsgegenstände zu Boden fallen. In dieser Zeit ändert sich unser Leben von Grund auf, denn unsere Küche ist kaum wieder zu erkennen und doch bereiten die Welpen so viel Freude, dass das bisschen Chaos kaum noch eine Rolle spielt.
Challenge Besuch
Ab dem Zeitpunkt an dem die Welpen die Augen aufgemacht haben, dürfen sie besucht werden. Sie dürfen aus der Wurfkiste herausgenommen und sanft auf der Hand gewogen werden. Phoebe war dabei zu Beginn etwas aufgeregt, als sie aber merkte, dass ihr Menschengespann alles unter Kontrolle hat und ihren Welpen nichts passiert, legte sie sich entspannt dazu und genoss es, dass alle ihr erzählten, wie tolle Welpen sie doch hat.
Ab der dritten Woche sorgen wir dafür, dass möglichst viele unterschiedliche Menschen zu uns zu Besuch kommen. Was übrigens gar nicht so schwer ist bei den süßen Dingern. Wir freuen uns, dass viele Menschen gerne unsere Welpen besuchen möchten und natürlich können die Kleinen davon nur profitieren und wir werden es auch weiterhin so handhaben. Leider geht man auf diese Weise auch ein gewisses Risiko für Erkrankungen ein, darüber sind wir uns im Klaren. Dennoch möchte ich den empfindlichen Nasen keinen dauerhaften Desinfektionsgeruch aussetzen und eine dosierte Konfrontation mit Keimen und Erregern sorgt dafür, dass ein intaktes Immunsystem ausgeprägt werden kann. Hier gilt es das richtige Maß für alles zu finden.
Challenge Kinder
Wir haben das riesengroße Glück, dass in unserem Freundeskreis sehr viele Kinder leben. Diese werden mit eingebunden in die Welpenprägung und es freut mich sehr, denn so kann ich den Kindern die Hunde etwas näher bringen, ihnen die richtigen Verhaltensregeln im Umgang mit ihnen zeigen und die Welpen haben einen Riesenspaß, wenn die Kinder lachend mit ihnen im Welpenauslauf toben.
Challenge Staubsauger
Der schlimmste Feind des Hundes ist wohl der Staubsauger - er ist laut und bewegt sich, nicht selten müssen die Hunde also gegen diesen wirklich bösen Feind antreten und das macht meist beiden Parteien keinen Spaß. Deswegen lernen unsere Welpen gezielt und dosiert das Staubsaugermonster kennen. Keiner unserer A-Welpen hatte bei Auszug irgendwie Angst vor dem Staubsauger, doch es hat sich im Verlauf auch gezeigt, dass damit nicht alles erledigt ist, sondern dass auch die neuen Besitzer diese Situationen üben müssen, damit der Hund entspannt ist, wenn der Staubsauger durch die Bude tobt. Deswegen habe ich beim B-Wurf ein Video zusammengeschnitten, auf dem zu sehen ist, wie ich die Staubsaugergewöhnung mache. Zugegebenermaßen ist dies ein großer Aufwand, doch auf diesem Wege sorge ich dafür, dass jeder Welpe für sich selbst entscheiden kann, wann er Kontakt zu dem vermeintlichen Monster aufnimmt und wann er lieber mit etwas Abstand zur Situation agieren möchte. Was auf dem Video nicht zu sehen ist, für mich aber natürlich selbstverständlich ist, sind die Momente, in denen ich bereits zu Frühzeiten rund um den Welpenauslauf gesaugt habe. Wie bei allem habe ich stets einen Blick auf die Welpen dabei gehabt und aufgepasst, dass niemand einen Höllenschreck bekommt. Durch diese Video konnte ich den Welpenleuten dann auch Handlungsanweisungen mit auf den Weg geben, wie sie zuhause weiterarbeiten und was dabei zu beachten ist.
Challenge Autofahren
Sobald die Kleinen alt genug sind und das Wetter es zulässt, werden sei allesamt ins Auto geladen und dürfen kleine Ausflüge machen. Mir ist hierbei wichtig, dass keiner der Welpen allein gelassen wird, es reisen also, wenn irgendwie möglich nur alle gemeinsam, denn gemeinsam ist man ja bekanntlich stark ;-) und "Mutti" ist auch meist zugegen.
Challenge Box
Die Hundebox ist nicht nur eine geniale Möglichkeit, um mit einem Welpen zu Hause auch einmal etwas erledigen zu können, ohne das Terriertier ständig beobachten zu müssen, sondern sie ist auch ideal, um für den Hund einen Rückzugsort zu schaffen, an dem er sich entspannen kann. Die Welpen lernen bei uns also schon früh die Box kennen, da sie im Welpenauslauf steht und sie suchen sie auch von Beginn an intuitiv als Schlafhöhle auf. Der nächste Schritt ist ein Einzeltraining mit den Kleinen, bei dem die Box auch mal geschlossen wird und in der Box geniale Schleckereien zu finden sind. Auch das Sauberkeitstraining in der Nacht fällt den neuen Besitzern so leichter, denn die Welpen schlafen nachts alle gemeinsam in ihrer Wurfkiste, am Anfang mit Mama, danach nur die Welpen. Beim B-Wurf hatte jeder seine eigene Box bei uns in der Küche stehen und alle wurden einzeln in ihren Boxen gefüttert: Zwei Fliegen mit einer Klappe, denn ich verhindere damit Stress beim Fressen und dadurch eventuell auftretende Ressourcenverteidigung, die sich leider schnell etabliert und gleichzeitig habe ich den Welpen gezeigt, dass in der Box etwas ganz tolles passiert. Es war goldig mit anzuschauen, wie schnell sie kapiert haben, dass es innerhalb der Kennels das Futter gibt und sie laufen aufgeregt von Box zu Box, um möglichst schnell an ihren Napf zu kommen. Es hat mich beim B-Wurf sehr gefreut, dass alle bereit waren bereits vorher Transportboxen zu besorgen und mir diese für die Welpenaufzucht zu überlassen.
.... und vieles, vieles mehr....
Unsere Welpen werden frühestens mit 9 Wochen abgegeben. Zu diesem Zeitpunkt sind sie nach unseren Zuchtbestimmungen mehrfach entwurmt, geimpft und haben ihren Chip zur Identifikation bekommen. Außerdem wurden sie von einem Tierarzt eingehend untersucht und es wird Protokoll darüber geführt, welche Erkrankungen eventuell vorliegen oder ob beim Zahnwechsel bestimmte Sachen beachtet werden müssen. Diesen Gesundheitspass, der vom Tierarzt ausgefüllt und unterschrieben wird, bekommen die Welpenleute bei Übernahme des Welpen mit nach Hause und können sich somit sicher sein, dass bei Abgabe vom untersuchenden Tierarzt keinerlei Erkrankungen festgestellt werden konnten.
Der Ausflug in die Klinik ist für die Welpen ein Abenteuer. Wie bei jedem Abenteuer achte ich auch diesmal darauf, dass alles möglichst stressfrei abläuft. Mit Leberwursttube vor der Schnute und ordentlichem Gekraule hinter dem Ohr haben die Welpen nicht einmal den großen Piekser vom Chip gemerkt. Außerdem haben sie es bereits früh kennengelernt, dass ich regelmäßig einen Blick auf die Zähne werfe und somit ihr "Medical Training" in den ersten Zügen schon erledigt. Auch Nägel schneiden gehörte zur wöchentlichen Prozedur und wurde stets brav mit gemacht.
Gegenseitiges Kennenlernen
Nicht nur wir möchten die zukünftigen Besitzer kennenlernen, sondern auch neue Besitzer und Welpen profitieren ungemein davon, wenn sie sich vorher schon einige Male beschnuppern durften. Der Auszug ist für die kleinen Würmer dann nicht mehr ganz so schlimm, denn sie kennen ja ihre neuen Besitzer schon und fühlen sich dann nur wie auf einem großen Abenteuer, das niemals zu Ende geht. Mutti und Geschwister sind auf diese Weise schnell vergessen.
Aus diesem Grund bieten wir im Normalfall an jedem Wochenende ein Welpenkuscheln an. Hier kann getobt und gekuschelt werden und die neuen Besitzer können sich ebenfalls kennenlernen, es wird offen über Fragen gesprochen und ich zeige bestimmte Übungen, die ich mit den Welpen bereits begonnen habe. Für Spaß ist hierbei ausreichend gesorgt und egal wie anstrengend diese Stunden sind, es macht mir wahnsinnig viel Freude zu sehen, wie sehr sich alle aufeinander freuen und somit fällt mir dann die Abgabe der Welpen immer deutlich leichter, denn ich weiß, zu wem sie gehen, dass sie es dort gut haben werden und durch die intensive Zeit miteinander bin ich mir meist sicher, dass ich die kleinen Schätze irgendwann wiedersehen darf.